Freud und Leid der Liebe
Das Flawiler Kammerorchester konzertierte in Oberglatt.
Spezielle, spannende Akzente setzte die Mezzosopranistin Patrizia Häusermann. Die Gesamtleitung lag beim Dirigenten Paul Haug.
Das Thema Liebe Lust und Schmerz war und ist immerwährend in Literatur, Musik und Leben. In Oberglatt zog es sich durch die Konzertstunde, ausdrucksstark geboten von der jungen Mezzosopranistin Patrizia Häusermann. Gleich zu Beginn wurde es dramatisch mit der Kantate «Arianna a Naxos» von Joseph Haydn. Hier präsentierte sie sehr vielseitig die tragische Liebe zwischen Ariadne und Theseus. Sie schwelgte in der Liebe, war wütend auf ihren Liebsten und sehnte sich trotzdem mit jeder Faser ihres Herzens nach ihm, für den sie gar sterben würde.
Markant in Italienisch
Die warme Stimme der jungen Schweizer Sängerin kam im Gotteshaus wunderbar zu tragen und klang voluminös bis in jeden Winkel. Beeindruckend in Musik und Gestik interpretierte sie die gegensätzlichen Stimmungen, die durch die italienische Sprache noch verstärkt wurde. Einfühlsam begleitete das Orchester, indem auch ihre Eltern Erika und Markus Häusermann mitwirken. Sie freuten sich sehr, mit ihrer Tochter gemeinsam zu musizieren.
Leos Janácek
Im Alter von erst 24 Jahren komponierte der Musiker und Verehrer von Antonin Dovràk «Idyll für Streichorchester». Hier konnte das Orchester unter der Leitung von Paul Haug seinen musikalischen Reichtum, seine Harmonie, Sensibilität und Vielseitigkeit zeigen. Die anspruchsvolle Komposition zeigte sich facettenreich – getragen, fröhlich, schmelzend, tänzerisch, mit markanten Takten für Cello und Kontrabass, reizvollen Pizziccati, richtig stimmungsvoll für den Sonntagabend.
Franz Schubert
Obwohl der Wiener Komponist Franz Schubert schon mit 31 Jahren starb, hinterliess er ein reichhaltiges Werk mit rund 600 Liedern, Chormusik, Sinfonien, Kammermusik usw. Er ist ein herausragender Vertreter der frühen Romantik. Wer kennt zum Beispiel nicht «Heideröslein, Erlkönig, Forellenquintett» und viele mehr. Im Programm folgten die vier sogenannten Salonlieder für Freunde und Bekannte «Die Unterscheidung, «Die Männer sind méchant» (böse), «An die Musik» (wohl
eines der bekanntesten Lieder Schuberts) und das berühmte «Gretchen am Spinnrad» aus Goethes «Faust». Patrizia Häusermann nahm die Zuhörenden mit auf eine bezaubernde Schubert-Reise. Die reizvolle Orchestrierung kam aus der Feder des engagierten Dirigenten. Die Sechszehntel-Bewegungen der Streicher markierten das sich ständig drehende Spinnrad .
Zugabe mit Rossini
Die Musikfreunde dankten mit begeistertem Applaus für den musikalischen Genuss undwarteten auf eine Zugabe – und da kam gleich noch ein Leckerbissen. Faszinierend sang die Sopranistin die Arie der «Cenerentola» aus der gleichnamigen Oper von Gioacchino Rossini – und begeisterte total. So gingen die Gäste erfüllt von Musik und glücklich über das wunderschöne Konzert hinein in die neue Woche.
Patrizia Häusermann
Die in Wil aufgewachsene Mezzosopranistin ist
seit Jahren in grossen Opernpartien an verschiedenen Theatern zu erleben. Unter anderem singt sie Hauptrollen in Carmen, Le Nozze di Figaro, Il Barbiere di Siviglia und weitere. Sie ist auch in Musicals und Operetten zu hören, sang in Basel und war festes Ensemblemitglied der Landesbühnen Sachsen. Im August wartet ein neues Engagement am Stadttheater Bremerhaven. Sie trat als Solistin beim Young Artists Concert der Carnegie Hall in New York auf und singt regelmässig in Oratorien und Konzertprogramme sowie in hochkarätigen Vokalensembles im In- und Ausland. Sie ist Solistin beim Origen Festival Cultural, diesen Sommer im spektakulären Theaterbau auf dem Julierpass mit dem zeitgenössischen Werk «Apocalypse».
Nach der Matura an der Kantonsschule am Burggraben St. Gallen studierte Patrizia Häusermann in Basel und Zürich, besuchte Meisterkurse bei Peter Schreier, Juliane Banse und Malin Hartelius. Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe und erhielt den Publikumspreis der Landesbühnen Sachsen.